Reiterportrait: Johanna Beuk und Mía frá Flagbjarnarholti

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Auszug Julia Ostertag im Interview mit Johanna Beuk

HESTUR: Worauf legst du im Training den meisten Wert, was ist dein Credo?

Ihr seid ja zusammen gefühlt konstant aktiv und ihr wirkt beide immer sehr fokussiert –

wie erreichst du diese Form der Zusammenarbeit ?

Johanna Beuk: Ich glaube, es ist wirklich sehr wichtig, ganz individuell aufs Pferd einzugehen, denn wie du schon sagst, ich wachse immer sehr mit den Pferden zusammen, und das ist eigentlich egal, das sind nicht nur Merkur oder Mía, also eigentlich jedes Pferd, das ich kontinuierlich trainieren und auf Turnieren vorstellen darf, wird besonders für mich.

Ich finde es ganz wichtig, dass man mit Gefühl herangeht, und sich auch Gedanken macht oder ein Gefühl dafür entwickelt, was die Pferde jeweils für Persönlichkeiten sind, und worauf man deshalb beim Training achten muss. Ich versuche grundsätzlich, abwechslungsreich zu arbeiten. Sie machen alle Bodenarbeit, sie gehen alle ins Gelände, Halle, Bahn – und ich schaue, dass die Pferde Spaß haben. Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich überlegt, wo kommen die Schwierigkeiten her, die man mit jedem Pferd irgendwie hat.

Man sollte es dann durch das Training auf eine Art schaffen, dem Pferd seinen Körper so zu erklären, dass die Zusammenarbeit schlußendlich besser funktioniert, und dadurch wird es ja später immer harmonischer. Je reeller die Umsetzung für das Pferd möglich ist, umso leichter fällt es ihm und umso mehr Spaß macht es ja auch.

Meine Pferde werden tatsächlich sehr konstant gearbeitet, und ich habe aber bei keinem davon das Gefühl, dass es Pause von mir bräuchte. Sie sind alle gleichmäßig und von meinem Empfinden her wirklich gerne dabei.

Sie sind ja auch nicht nach jedem Training völlig müde, die müssen nicht jeden Tag Töltpreis, Viergangpreis, Fünfgangpreis üben, sondern es gibt viele Einheiten, in denen es um andere Sachen geht.

Man sollte wirklich immer loyal dem Pferd gegenüber zu sein, indem man versucht, herauszufinden: Woher kommen die Schwierigkeiten? Oder warum dauert es so lange, es dem Pferd zu erklären? Weil es ja immer ein wahnsinnig feiner Grad ist zwischen: Man möchte konsequent sein und will vorankommen, aber es muss immer fair dem Pferd gegenüber sein. Und manchmal muss man sich dann eben mal mit weniger zufrieden geben und sagen: Es dauert einfach alles seine Zeit.

Vieles sind ja auch Kraft- oder Konditionsfragen.

Gerade wenn man jetzt so einen Typ Pferd hat wie Mía, die hat ja einen riesigen Bewegungsablauf, und sie fängt jetzt an, stark genug dafür zu sein.

Das hat man zum Beispiel auch an der Entwicklung vom starken Tempo Tölt gesehen, das fängt sie jetzt an hinzukriegen, und es wäre zum Beispiel nicht fair gewesen, ihr das vor anderthalb Jahren abzuverlangen.

Da hätte man sie vielleicht auch schon schneller um eine Ovalbahn reiten können,

aber nicht für sie schön. Und das ist mir sehr wichtig.

Denn ich möchte das Gefühl haben, wenn ich zu meinen Pferden gehe, dann sollen sie auch kommen wollen und Lust haben, mit mir zu arbeiten – und trotzdem Leistung auf Abruf zeigen können.