Pferd-Reiterportrait: Gerrit Venebrügge Prins Valiant von Godemoor

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HESTUR: Prins Valiant von Godemoor ist ein selbst gezogenes Pferd aus zwei Elite-Fünfgang Eltern mit herausragenden Gängen und sehr viel Temperament – beide haben mehrmals 9 auch für Tölt, Temperament, Viktor 9,5 für Galopp, Hrönn 9,5 für Pass… Woher kommt eigentlich dieser sehr lange und einprägsame Name?

Gerrit Venebrügge: Auch wenn man es jetzt nicht glaubt, als Fohlen war der Prins ein Mutter-Söhnchen, das eher träge hinter seiner Mutter her gelatscht ist, und deshalb haben wir ihn immer Prinz Valium genannt. Als wir bei der Namensgebung geguckt haben, kamen wir von Valium auf Valiant … und Prince Valiant ist im Englischen Prinz Eisenherz. Dabei sind wir geblieben, und ich wusste damals schon, wenn das jetzt meiner wird, werden immer alle sagen. „Gerrit mit seinem Prinzen“. So ist es gekommen!

HESTUR: War die Idee schon bei der Anpaarung, einen Turnierstar für dich selbst zu züchten?

Gerrit Venebrügge: Dass es wahrscheinlich ein Fünfgänger mit relativ viel Temperament und schnellen Reaktionen werden wird, war uns bei der Anpaarung schon klar. Ob es nun ein gutes Turnierpferd für uns werden wird, kann man ja nicht immer vorhersagen. Aber man steckt in so eine Anpaarung natürlich schon die ein oder andere Hoffnung.

HESTUR: Wie war er als Fohlen und wie hat er sich einreiten lassen?

Gerrit Venebrügge: Hrönn war immer so eine Gluckenmutter, die die Fohlen sehr dicht bei sich haben wollte. Deswegen ist er viel hinter ihr her gelaufen und hat nicht viel gezeigt. Es ist auch typisch für diese Örn frá Akureyri Linie, dass sie wenig im Freilauf zeigen, aber dann die Überraschung unter dem Reiter kommt. Das war bei Hrönn auch so.

Ich glaube, als Fohlen hat er 7,6 für Gänge bekommen – weil er nur passigen Tölt und etwas Galopp hinter seiner Mutter her gezeigt hat – aber 8,4 für Gebäude – also ganz unterschiedlich. Barbara Frische hat sich anschließend bei uns entschuldigt und gesagt, sie konnte ihm – auch bei der Abstammung – an diesem Tag leider nicht mehr geben, aber „Vielleicht bekommt ihr es ja unter dem Reiter hin!“. Und wir meinten nur: „Ja, das wird schon!“

Wir haben das ganz entspannt gesehen – er ist die ersten vier Jahre seines Lebens keinen Schritt getrabt, aber er hat schon sehr schöne Phasen im Galopp, Tölt und auch Rennpass auf der Weide gezeigt. Für Momente konnte man sehen, was in ihm steckt, und das hat sich auch sofort bestätigt, als er Eisen drauf hatte und ein Sattel drauf lag.

HESTUR: Ab 2018 findet man Eure Turnierergebnisse auf Worldfengur. Du hast ihm also Zeit gelassen, sich zu entwickeln ?

Gerrit Venebrügge: Es war schnell klar, dass Prins Valiant für die nächsten Jahre mein Turnierpferd wird, und ich habe ihn viel geritten, aber zunächst mal wenig Turnier. Er war auch fünfjährig noch ziemlich schmal – alle Nachkommen von Hrönn sind körperlich eher Spätentwickler. Ich habe ihn 5- und 6jährig je einmal Futurity geritten, wo er sehr hohe Noten bekommen hat – und erst 7jährig eine Fünfgangprüfung, in der er sich relativ direkt LK1 qualifiziert hat. Als er 8 war, hab ich angefangen, auch Tölt-Prüfungen mit ihm zu reiten, und erst mit 8 oder 9 Jahren bin ich dann zum ersten Mal eine Passprüfung geritten. Ehrlich gesagt, war Nina damals sogar dagegen, mit ihm auf die Pass-Strecke zu gehen, so habe ich heimlich genannt und zum Glück unsere erste PP1 auch gleich gewonnen – damit war das Thema erledigt! Was übrigens spannend ist: Wenn man alte Fotos von Hrönn und von Prins anschaut, ist die Silhouette im Pass exakt die gleiche. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie sie diese Mechanik vererbt hat.

Ich wollte das Pferd in jungen Jahren nicht überfordern, weil ich wusste, dass er die Gangmöglichkeiten hat, aber körperlich noch Kraft aufbauen muss, um sie optimal zu entfalten. Dazu kommen seine schnellen Reaktionen und das Temperament. Solche Pferde kann man auch schwierig machen, wenn man zu früh zu viel von ihnen verlangt, und sie quasi zwingt, ihr Potential zu zeigen. Also haben wir uns die Zeit gelassen, das nach und nach aufzubauen, was sich jetzt im Nachhinein total auszahlt. Denn jetzt kann ich alles von ihm verlangen – ich kann die Pass-Strecke runter rasen und danach T2 reiten. Das wäre, wenn ich ihn zu früh gepusht hätte, heute nicht möglich – dafür hat er einfach zu viel Willen.

HESTUR: Wie baust du generell das Training für ein so leistungsbereites Pferd über die Saison auf?

Gerrit Venebrügge: Wir trainieren sehr systematisch, und auch wenn man es mir nicht glaubt, wir machen sehr viel Dressur- und Grundlagenarbeit. Ich komme gerade zum Beispiel aus der Halle, habe Prins einfach 45 Minuten entspannt Vorwärts-Abwärts, Übergänge und Biegungen in allen Gängen geritten – so etwas machen wir häufig. Wir nehmen auch viel Unterricht bei verschiedenen Trainern: Bei Britta Rasche, einer international erfolgreichen und bekannten Dressurreiterin, außerdem arbeiten wir viel und intensiv mit Suzan Beuk zusammen. Sie unterstützt unser gesamtes Team mit regelmäßigen Trainings und hat immer ein offenes Ohr auf Turnieren. Dazu kommen Nadja und Ralf Wohllaib regelmäßig, und mit Magnus Skúlason trainieren wir über den Sportkader. Und zusätzlich kommt einmal im Jahr Tóti Eymundsson (Leiter der staatlichen Reitschule in Hólar/Island und Fünfgangweltmeister 2007), der sehr viel Wert auf die Grundlagen legt. Er war erst gerade wieder hier und ich mache aktuell viel Vorwärts-Abwärts, und bringe Ruhe und Klarheit in das Training. Und natürlich reite ich dann zwischendurch auch wieder richtig vorwärts, gehe mal auf die Pass-Strecke oder ins Gelände, um dem Pferd einfach viel Abwechslung zu bieten, das ist sehr wichtig.

HESTUR: Das klingt so, als ob du damit das Spektrum gut abgedeckt hast – Dressur und Durchlässigkeit auf der einen Seite, um ihn an den Hilfen zu haben, aber auch die Idee nach vorne und die Schnellkraft…

Gerrit Venebrügge: Das ist ja auch die moderne Islandpferdereiterei – man kommt heute nicht mehr weit mit „Einfach nur auf Material rumreiten“. Man muss die Pferde kontinuierlich aufbauen, und sie auf den Punkt haben, und das ist auch die schönere Art zu reiten. Jeder, der mal ein Pferd über einen längeren Zeitraum so ausgebildet hat, merkt den Unterschied, und wie viel Spaß es macht, wenn die Pferde sich so reiten lassen.