von Kirsten von Keitz

Altes Seeufer in Griebel – wow, was für eine Adresse. Und ein hervorragender Startpunkt für den letzten „Nord reitet aus“-Ritt des Jahres. Dietlind hat mal wieder organisiert. Gena Schulenburg und Roland Börner führen uns und unsere Pferde durch den Wald direkt vor ihrer Haustür.

Bei unserer Runde würde niemand darauf kommen, dass Schleswig-Holstein das waldärmste Bundesland ist. Warum diese Region Holsteinische Schweiz heißt, das liegt auf der Hand.

Bergauf und bergab geht es auf eine knapp 13 Kilometer lange Tour. Wir umrunden ein großes Waldstück, das von Griebel fast bis an Eutin heranreicht. Weicher Waldboden, echter Mischwald mit den verschiedensten Baumarten. Ein fantastisches Ausreitgelände – immer wieder seufzt irgendwer in der Gruppe: „Ist das schön hier!“

Regen, Sturm und eventuell Gewitter waren angesagt – aber da Angela Rethwisch am Anfang die komplette Regenkleidung anplünnt, bleibt es trocken. Die Regel kennt wahrscheinlich jeder – wird Regenkleidung getragen, wird es nicht regnen.

Dank Angela bleiben wir also trocken – unsere Pferde aber nicht. Denn wir sind flott unterwegs, und immerhin sind es noch knapp 20 Grad an diesem dritten Oktober. Und da passiert es plötzlich. Mitten im Wald, mitten im Tölt, reißt mein Zügel. Meine Goa vom Knappendoor töltet fröhlich und entspannt weiter, aber mir ist dann doch wohler, als wir durchparieren. Ohne Vorwarnung hat mein Zügel den Geist aufgegeben – unwiderruflich. Und nun? Noch bevor ich die Sorgenfalte auf der Stirn gekräuselt habe, passiert das kleine Wunder.

Dietlind hopst von ihrer Harpa, greift in die Satteltasche und sagt mit völliger Selbstverständlichkeit: „Kein Problem – ich habe hier einen Ersatzzügel.“ Im Ernst?! Ja – hat sie. Respekt! Und typisch Dietlind, die mit ihrem Engagement, Organisationstalent und ihrer Kreativität schon für so viele tolle Nord-Ritte gesorgt hat.

Neuer Zügel verschnallt, und schon geht es entspannt und in flottem Tempo weiter. Nach einem kurzen Stopp im See kommen 12 rundum glückliche Pferd-Reiter-Paare wieder am alten Seeufer an.

Ein ausgesprochen harmonischer Ritt, eine homogene Truppe, eine fantastische Route und ein tolles Tempo. Darüber herrscht Einigkeit am Tag der deutschen Einheit – irgendwo mitten in der Holsteinischen Schweiz.