Nord reitet aus – Bericht vom Ritt No. 6

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Nord reitet aus No. 6

Von Daniel Berlin

Der Fotograf packt das Weitwinkelobjektiv aus. Gar nicht so einfach, elf Pferde, zehn Reiterrinnen und einen Reiter vor dem reetbedeckten Haus in den Fokus zu bekommen. Die Pferde sind gelassen, präsentieren sich von ihrer besten Seite, stehen wie eine Eins. Klick, Klick. Gruppenbilder. Einzelfotos. Der Hofhund saust zwischen den Pferdebeinen umher. Er will am liebsten mit.

Der IPZV Nord hat am letzten Samstag im Oktober die Nord reitet aus No. 6 ausgerichtet. Den letzten offiziellen Ausritt des Jahres. Berit Warmann, frisch gebackene IPZV-Trainerin C, ist die Gastgeberin des Tages. In einer Gegend, in der sich Fuchs und Hase noch gute Nacht sagen, auf der das Mobiltelefon „Kein Netz“ anzeigt und fast nur die wuchtigen Traktoren, die die letzte Maht von den Weiden holen, die Stille durchbrechen. Wir sind im Mietenmoor in Geestland.

Die Pferde gewöhnen sich langsam an das ungewohnte Terrain. An das Getrappel der anderen, an die große Gruppe. Gleich auf den ersten Metern drängt sich eine Landmaschine mit quietschendem Anhänger an uns vorbei. 20 Bauarbeiter buddeln mit Minibaggern Schächte für die Glasfaserkabel. Eine gute Übung für die Gelassenheit. Danach tauchen wir in die Natur ein und können einfach nur genießen.

Wir reiten vorbei an abgeernteten Maisfeldern, auf Feldwegen, durch den Wald, über Baumwurzeln, durch tiefen Sand, Matsch. Brav sind die Pferde, aufgeregt, aber ganz bei uns. Nur einmal gibt sich ein Brauner unentspannt. Die Reiterinnen tauschen kurzerhand die Pferde und es kann weitergehen.

Rittführer Christian Kisten gibt die Kommandos auf der 15,3 Kilometer langen Strecke. In seiner App steht bei der Ankunft nach 2 Stunden, 18 Minuten und 22 Sekunden haargenau, wie viele Minuten die Pferde im Schritt, im Trab, im Tölt und im Galopp verbracht haben. Das ist zwar nur etwas für eingefleischte Statistik-Freaks, aber durchaus interessant. Eine Viertelstunde Trab oder Tölt, knapp zwei Minuten Galopp, der Rest Schritt. Top-Speed 24 Kilometer pro Stunde. Flottes Tempo. Die Pferde haben sich die Pause zwischendurch und das saftige Gras auf der Wiese nach der Heimkehr auf jeden Fall verdient.

Und die Reiterinnen und Reiter? Bei Berit Warmann brennt kurz nach der Heimkehr schon der Kamin. Der Kaffee und der Tee stehen auf dem Tisch in der Diele. Die Brötchen sind frisch geschmiert, der Butterkuchen frisch gebacken. Wir essen, trinken, schnacken, lachen, genießen den wunderschönen Ausklang dieses wunderschönen Tages, haben Blut geleckt und verabreden uns schnell für den nächsten gemeinsamen Ausritt.

Nord reitet aus geht auch bald wieder an den Start. Christian Kisten und der IPZV planen schon den nächsten Ausritt durch die Cuxhavener Küstenheide.