Frauke Schenzel wird mit insgesamt drei Stuten in der Zucht und ihrem Superstar Oðinn vom Habichtswald im Sport für Deutschland auf der diesjährigen WM antreten. Frauke ritt ihre erste Weltmeisterschaft 2003 in Herning als Jugendliche und hat seither an jeder einzelnen WM teilgenommen. Für den HESTUR hat sie ein exklusives Interview gegeben. Hier eine Vorabversion – das ganze Interview findet ihr in der kommenden Ausgabe.
HESTUR: Du wirst in der Schweiz in Sport und Zucht für Deutschland starten. Mit welchen Gefühlen und Gedanken gehst du an die kommende WM heran und worauf freust du dich am meisten?
Frauke: Das sind immer etwas gemischte Gefühle, auf der einen Seite bin ich natürlich sehr stolz, und ich empfinde auch eine große Vorfreude, meine Pferde dort zu zeigen und für Deutschland zu starten. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch eine große Verantwortung, und wenn alles funktioniert ist es natürlich gut, aber das weiß man ja vorher nicht.
Dieses Jahr bin ich ja nun Titelverteidigerin, das heißt also ich habe „keinen Platz weggenommen“ – diese Position ist ein bisschen stressfreier. Aber natürlich macht man sich auch selbst den Druck, alles möglichst perfekt zu zeigen.
HESTUR: Du reitest jetzt mit Táta, Pála und Náttdis vom Kronshof insgesamt drei Zuchtpferde richtig?
Frauke: Genau – und ich starte mit Odinn als Sportpferd in Fünfgang, T2 und Passprüfung.Dieser Spagat zwischen Sport und Zucht – das ist etwas, was mich sehr reizt und interessiert. Ich kann auch gar nicht sagen, dass ich Sport vor den Zuchtprüfungen präferiere, denn für mich hat beides seine Faszination. Für manche Pferde ist die Sportprüfung einfacher, für andere die Zuchtprüfung. An den Zuchtprüfungen liebe ich, dass es etwas mehr um das Material des Pferdes geht, und weniger um Fehler, die vielleicht passieren können. Im Sport ist es gerade die verlangte Präzision, die es so spannend macht. Deshalb habe ich immer ein bisschen mehr Respekt vor den Sportprüfungen.
Meine Pferde sind wirklich sehr außergewöhnliche und gute Pferde, so dass ich hoffentlich entspannt sein kann. Was vielleicht ein Vorteil bei meinen Pferden und mir ist: Ich kenne sie seit früh auf und auch seit mehreren Generationen: Oðinn entstammt aus zwei meiner vorherigen Sportpferde. Auch die Zuchtpferde sind mit ihm verbunden: Náttdis ist eine Halbschwester zu Oðinn, Pála ist eine Jódis x Oðinn Tochter – das ist alles eine Familie. Das ist einerseits sehr interessant, andererseits gibt es mir mehr Sicherheit, weil ich genau weiß, wie die Eltern meiner aktuellen Pferde in solchen besonderen Turniermomenten waren.
HESTUR: Du findest also, dass die Zucht nach wie vor auch eine Berechtigung auf der WM haben sollte?
Frauke: Ich bin ein sehr großer Befürworter dafür, dass Zuchtpferde auf der WM starten, weil dies einfach die Zucht eines jeden Landes noch einmal anders repräsentiert. Nicht nur in Deutschland, auch in den anderen Ländern haben wir damit zu tun, dass die Zucht zurückgeht, und dass die gerittene Leistungsprüfung FIZO eine wechselnde Akzeptanz hat. Es würde der WM definitiv etwas fehlen. Wenn es die FIZO dort nicht mehr geben würde, wäre die Motivation für viele Züchter, ihre Pferde in einer FIZO Prüfung vorzustellen noch geringer. HESTUR: Es herrschte ja kurz Unklarheit darüber, ob Náttdis – aufgrund des Fehlens eines Hengstes mit der erforderlichen Qualifikationsnote – ein zweites Mal als Zuchtpferd zur WM fahren dürfe. Magst du hierzu etwas sagen?
Frauke: Ja gerne. Tatsächlich habe ich Náttdis im Frühjahr vorgestellt, weil ich immer gesagt habe, wenn eine Stute es verdient hat, über 9,0 Reiteigenschaftsnote zu kommen, dann sie – und das ist uns nun gelungen. Auch ich dachte zunächst, dass es die Regel gibt, dass sie nicht ein zweites Mal in der gleichen Altersklasse antreten kann. Es hat sich aber herausgestellt, dass diese Regel für die WM nirgends schriftlich festgehalten wurde, sondern nur für das Landsmót zutrifft. Insofern hat sie die Starterlaubnis dafür. Es ist sozusagen unser Glück, dass es dieses Mal keinen älteren Hengst gibt, was natürlich andererseits auch ein wenig traurig ist, denn 8,30 für einen älteren Hengst ist jetzt auch nicht so eine hohe Note. Und so werden diese beiden Ausnahmestuten – Pála und Náttdis jetzt Deutschland bei den älteren Stuten auf der WM in der Zucht vertreten.
HESTUR: Du bist seit der Jugendklasse auf Weltmeisterschaften gestartet. Was sind die größten Unterschiede von früher zu heute?
Frauke: Meine erste Weltmeisterschaft war 2003. Ich kann mich noch ganz genau da dran erinnern, wie aufgeregt ich das erste Mal war, und mein erster Weltmeistertitel in der Erwachsenenklasse 2013 ist mir auch noch ganz präsent. Ich habe ganz viele Erinnerungen, denn diese Erfolge sind besondere Momente, die sich einprägen. Der Unterschied ist, dass die Veranstaltungen zunehmend größer und professioneller werden, somit sind die Regeln strikter und unflexibler. Durch die Größe sind es noch mehr Menschen, die einem zujubeln und man trifft sehr viele Leute – und die Veranstaltungsorte mit den Bahnen sind natürlich auch mittlerweile so gut, dass man wirklich top Bedingungen hat.
Wir wünschen Frauke und ihren Pferden viel Erfolg und großartige Ritte in Birmenstorf!